Die traditionellen Schiffe im Museumshafen Carolinensiel
Originale und Nachbauten – Segler der Küsten- und Wattfahrt
Herausgeber: Gemeinschaft der Schiffseigner
Die meisten der Schiffe hier im Museumshafen sind Privatschiffe. Mit dieser Seite und der Broschüre möchten wir Ihnen erste allgemeine Informationen über die im Hafen liegenden Schiffe geben.
Wie Sie vielleicht schon bei einem Besuch der drei Museumshäuser erfahren haben, dreht sich vieles im Deutschen Sielhafenmuseum um die Küstenschifffahrt in damaliger Zeit. Fast alle Schiffe hier im Museumshafen haben einen Bezug zu der Frachtfahrt unter Segeln in den Küsten- und Wattenregionen Europas. Will man mit einem Segelschiff in diesen Regionen unterwegs sein, braucht man ein Fahrzeug mit wenig Tiefgang (0,70m bis 1,2m) und möglichst einem platten Boden. Daher auch der Name „Plattbodenschiff“. Damit man mit unseren flachgehenden Schiffen überhaupt halbwegs geradeaus segeln kann, haben unsere Schiffe s.g. Seitenschwerter (Die Holzbretter, oder Flügel an den Seiten!). Das Deutsche Sielhafenmuseum stellt uns in seinem Museumshafen Liegeplätze zur Verfügung. Somit ist es uns möglich geworden, unsere traditionellen Schiffe hier zusammen zu präsentieren und gleichzeitig das historische Hafenbild zu beleben. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Hafenrundgang.
Kurzbeschreibung der Schiffstypen im Museumshafen Carolinensiel
Frachtsegler Die Belieferung der Küstenregionen Europas um die Jahrhundertwende, mit Waren aller Art, organisierte sich hauptsächlich mit Küsten- Frachtseglern, da das Straßennetz nur sehr
schlecht ausgebaut war. Zudem waren die Frachtsegler leistungsfähiger als Pferdefuhrwerke. Die verschiedenen Regionen brachten auch unterschiedliche Fahrzeuge hervor. Eins hatten diese
Frachtsegler alle gemeinsam. Sie waren kantig, bauchig und im Boden flach gebaut. Mit wenig Tiefgang um die Flachwasserregionen und Flüsse zu befahren. Die Masten waren meist klappbar ausgeführt,
um Brückenpassagen zu durchfahren. Die Besatzung eines solchen Frachtseglers bestand in der Regel aus zwei bis drei Personen. Manchmal fuhr auch der Schipper mit seiner ganzen Familie. Das
Fahrtgebiet erstreckte sich von England über Holland bis in die Ostsee.
Der Ewer
Dieser Schiffstyp war an der Elbe und der Weser sehr verbreitet. Gut zu erkennen ist der bauchige Rumpf mit flachem Boden. Das Baumaterial war Holz. Später wurde auch in Eisen gebaut. Aber der
Boden wurde immer noch aus Eiche gezimmert. Unser „Hans“ hat als einziger Ewer noch diesen Eichenboden. Diese Schiffe hatten ein Ladevermögen von ca. 35 Tonnen und waren mit zwei bis drei Mann
gut zu segeln.
Die Tjalk
Die Tjalk ist das weitverbreitetste Binnenschiff der Niederland. Fast jede Region hat ihre eigenen Schiffe gebaut. Die Tjalk ist bis nach Ostfriesland verbreitet gewesen. Die Tjalken waren in
ihren ersten Anfängen mit Sprietsegeln ausgestattet. Sehr schnell entwickelte sich die kleine Gaffel (Krummgaffel). Diese Takelung hat es nur in den
Niederlanden gegeben. Ein weiteres Merkmal ist die Roof, der Kajütaufbau direkt hinter den Ladeluken bzw. vor der Ruderpinne (Helmstock). Die Roof ist der Wohnbereich des Schippers. Die Besatzung
wohnte meist in der Vorschiffskammer. Die Tjalken wurden bis zu einer Länge von ca. 25 m gebaut. Das entspricht einem Ladevermögen von ca. 45 t.
Die englische Sailing Barge
Barge heißt wörtlich ins Deutsche übersetzt „Kahn“. Also Segelkahn“. Und das sieht man auch auf der linken Skizze. Diese Rumpfform war einfach herzustellen und diese Art kannte man bereits vom
Lastkahn, die damals gerudert wurden. Die Sailing Barge wurde immer mit einem Sprietsegel gefahren. Die Spriet ist die schräge Stange zum ausbaumen des Großsegels. Das Großsegel wird mit Geitauen
an den Mast gezogen, wenn es nicht benötigt wird. Die größten Sailing Bargen hatten ein Ladevermögen von ca. 65 t. Noch zu erwähnen ist das „Topsegel“, welches oft auch alleine gefahren wird.
Fährt die Sailing Barge, z.B. in der Windabdeckung von Deichen, was in Flußrevieren oft der Fall ist, bringt das hohe Topsegel noch einen guten Windeinfang. Nur bei der Spriet oder der stehenden
Gaffel kann ein Topsegel „alleine“, ohne Großsegel, gefahren werden.
Die Schouw, Hoogaars, Schokker, Staverse Jol
Die genannten Schiffe wurden in ihrer ursprünglichen Form für den Fischfang in den Binnengewässern der Niederlande gebaut. In dieser Form hatte sie meist keinen gechlossenen Aufbau. Heute sind
diese traditionellen holländischen Schiffstypen meist zu Wohn- und Freizeitzwecken ausgebaut. Die Schouw (Schuh) zum Beispiel ist ein ideales Boot für das Wattenmeer.